Altern mit Farbkreiden

Aus Das US-Modellbahn-Lexikon
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Zum Anfang etwas ganz Grundsätzliches: Geht auf den Bahnhof und schaut Euch um ! Die amerikanischen Eisenbahnen sind nicht mehr oder weniger schmutzig wie unsere europäischen. Der Abrieb der Schienen färbt alles international rostbraun, der Dieselruss auf einer deutschen 215 ist genauso schwarz wie auf einer SD45 und wenn ich sehe, wie eine fast neue 152 der "Railion" nach 2 Monaten aussieht, habe ich ein ziemlich genaues Bild, wie eine ältere GP9 heute auf dem Dach coloriert ist. Schaut euch die Container an, die Personen- und die Güterwagen. Auch die Graffitis im Bereich des Mannheimer Hauptbahnhofs sehen genauso aus wie diejenigen um die Central Station in Chicago oder an einem x-beliebigen Fabrikzaun irgendwo in Oklahoma. Wie die Natur zeigt uns hier das Vorbild die Wirklichkeit - Ob und inwieweit wir dies dann umsetzen bleibt natürlich uns und unseren Möglichkeiten überlassen.


Wir sind uns wohl alle einig, dass der Plastikglanz von Rollmaterial "Frisch aus der Packung" nicht gerade vorbildgerecht ist. Mit einfachen Mitteln kann man aber hier Abhilfe schaffen. Jeder Modellbauer wird hier seine eigenen Rezepte und Erfahrungen haben - ich schreibe einfach mal MEINE Art & Weise am Beispiel von Wagen auf.

1. Klarlack : Nachdem der Wagen gestrippt wurde ( Drehgestelle und Kupplungen ab, Schiebetüren von innen mit Klebeband fixiert, falls vorhanden Glasscheiben raus usw. ), bekommt er eine dünne Schicht matten Klarlack.
Ab diesem Zeitpunkt darf die Oberfläche nicht mehr mit bloßen Fingern berührt werden !! Bei Boxcars, Containern und Lokomotivgehäusen Wäscheklammern benutzen (siehe Werkzeug) oder alternativ Baumwollhandschuhe aus dem Sanitärfachhandel ( aber NUR im Notfall, da Fusseln möglich ! ). Pinzetten oder feine Zangen sind absolut ungeeignet, da sie bei zu hohem Druck das Modell schädigen und sich bei zuwenig Druck lösen. Alternativ kann man bei Tank- oder Flachwagen auch alte Pins für die Drehgestelle einsetzen und dort die "HELFENDE HAND" ansetzen. Aber dies ist eine sehr diffizile Sache - man sollte hier nicht Tango tanzen, während man die Konstruktion in der Hand hält !

2. Alterung: Ich benutze farbige Künstlerkreide in verschiedenen Brauntönen sowie schwarz & weiss ( Schreibwaren- oder Bastelgeschäft, ca. 1,- EUR / Stk. ) Zum einen ist sie billig, problemlos zu verarbeiten und was wichtiger ist: Einigermassen mit Wasser, Seife und weicher Zahnbürste zu entfernen, sollte man hier "Mist bauen" - im Gegensatz zu Lackfarben.
Zum Zerreiben der Kreide benutze ich einen kleinen Bilderrahmen ( IKEA, 3 Stk. ca. 3,- EUR ). Rot zeigt das Klebeband, welches die Glasscheibe fest mit dem Rahmen verbindet, Schwarz ist ein Stück 400er - 600er Schleifpapier, welches oben und unten mit Klebeband fixiert wurde.
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Auf dem Schleifpapier wird vorsichtig ein Teil der Kreide verrieben. Mit einem breiten harten Pinsel kann dieser Staub dann Richtung Glasscheibe gebürstet, aufgenommen und auf dem Modell verteilt werden. Nutzt man das Papier für verschiedene Farben ( z.B. rechts braun, links schwarz ), kann man auf der Glasscheibe wunderbar die Farben mischen. Und wenn man mit dem harten Pinsel nebenher das Schleifpapier auskratzt, kann man es sehr lange verwenden. Der Pulverschwund ist durch den Holzrahmen minimal.
Auf der rauen Oberfläche des Mattlackes kann man mit einem mittelharten, etwas breiteren Pinsel wunderbar arbeiten. Für die unzugänglichen Punkte ( z.B. unter den Dachlaufstegen ) nimmt man einen weichen, feinen Pinsel.
Wie beim Lackieren ist auch hier Weniger oftmals Mehr ! Lieber mehrere dünne "Streicheleinheiten" mit dem Pinsel als viel zuviel Schwarz auf einmal. (Ausgenommen SP-Fans !)
Übrigens: Bei dieser Arbeit neigen die Pinsel zum "Haarausfall" und "Haarbruch" ! Hier reichen wirklich die billigen Bastelpinsel aus den Sets.


Verschiedene Hinweise zum Altern:
Modell nicht berühren !! Sowie die Kripo Pulver zum Aufspüren von Fingerabdrücken benutzt, zeigt farbige Kreide unweigerlich JEDEN Abdruck auf - und es ist fast unmöglich, diese Spuren wieder zu entfernen, ohne ganz von Vorne zu beginnen !